Das Jahr neigt sich dem Ende zu und viele Arbeitgeber stellen sich die Frage, was sie bei der Auszahlung des Weihnachtsgeldes berücksichtigen sollten.
Wann haben Beschäftigte Anspruch auf Vergütung? Wie verhält es sich im Falle einer Kündigung? Und dürfen Arbeitgeber das Weihnachtsgeld aus wirtschaftlichen Gründen einfach streichen? Dieser Beitrag liefert alle wichtigen Informationen zum Thema.
Bei der Zahlung von Weihnachtsgeld handelt es sich um eine freiwillige Sondervergütung des Arbeitgebers, es besteht also keine gesetzliche Verpflichtung. Auf welche Zusatzleistungen Angestellte Anspruch haben, ergibt sich aus den individuellen Arbeits- und Tarifverträgen sowie den Betriebsvereinbarungen. Ist Weihnachtsgeld darin vorgesehen, besteht für die Mitarbeitenden auch ein Anrecht darauf.
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Entscheidet sich der Arbeitgeber dazu, Weihnachtsgeld zu zahlen, dann haben alle Beschäftigten des Unternehmens Anspruch darauf – das gilt auch für Teilzeitarbeitende und Minijobbende. Eine Ausnahme bilden Auszubildende. Sofern nicht vertraglich vorgesehen, erhalten sie für gewöhnlich kein Weihnachtsgeld.
Durch einen triftigen sachlichen Grund können Arbeitgeber die Höhe des Weihnachtsgeldes individuell für einzelne Angestellte festlegen. Dazu zählt zum Beispiel die Dauer der Betriebszugehörigkeit. Ein höherer Posten hingegen zählt nicht als sachlicher Grund und würde gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoßen.
Oft werden die beiden Begriffe synonym verwendet, dabei gibt es einige rechtliche Unterschiede.
Während das Weihnachtsgeld eine freiwillige Sonderzahlung ist, um Arbeitnehmer:innen für Ihre Treue zu belohnen, gilt das 13. Gehalt als regelmäßige und vertraglich fest vereinbarte Vergütung für eine erbrachte Arbeitsleistung.
Wie verhält es sich, wenn Mitarbeitende kurz nach Auszahlung des Weihnachtsgelds kündigen oder ihnen gekündigt wird? Müssen sie die Zuwendung dann zurückzahlen?
Das hängt davon ab, welchen Zweck das Weihnachtsgeld erfüllt. Hat es Belohnungscharakter, also wird es vom Arbeitgeber als Anerkennung für die Unternehmenstreue gewährt, müssen es Arbeitnehmende im Falle einer Kündigung unter bestimmten Voraussetzungen zurückzahlen, zum Beispiel dann, wenn eine vertragliche Stichtags- oder Rückzahlungsklausel besteht.
Anders verhält es sich bei Entgeltcharakter. In diesem Fall wird das Weihnachtsgeld als Teil der erbrachten Leistungen gewährt und es muss nicht zurückgezahlt werden.
Michael Land
Mitgründer & GF von Hyrise Academy
Sofern nicht an tarifvertragliche Bedingungen gebunden, können Arbeitgeber über die Höhe der Vergütung selbst entscheiden und entsprechend im Arbeitsvertrag festlegen. Dabei bewegt sich das Weihnachtsgeld im Rahmen zwischen 40 % und 90 % eines durchschnittlichen Monatsgehalts.
Laut einer Pressemitteilung vom Statistischen Bundesamt erhalten Tarifbeschäftigte im Jahr 2023 ein durchschnittliches Weihnachtsgeld von 2.809 € brutto. Dabei sind die individuellen Beträge für die Jahressonderzahlung stark von der jeweiligen Branche abhängig. Am meisten erhalten Beschäftigte im Bereich „Gewinnung von Erdöl und Erdgas“ mit 5.733 € sowie in der Branche „Kokerei und Mineralölverarbeitung“ mit 5.586 €.
Nahe am Durchschnitt liegt laut des Statistischen Bundesamts das Weihnachtsgeld in den Bereichen „Herstellung von sonstigen Waren“ (2.807 €) sowie „Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln“ (2.801 €).
Je nachdem, wie lange das Arbeitsverhältnis besteht, gelten in den meisten Branchen unterschiedliche Regelungen. Oft wird vorausgesetzt, dass ein Beschäftigungsverhältnis mindestens 6 Monate besteht, um einen Anspruch auf Weihnachtsgratifikation zu erhalten. Laut der Webseite Lohn-Info.de sind die aktuellen Staffelungen in vielen Tarifverträgen wie folgt geregelt:
Im öffentlichen Dienst ist die Höhe des Weihnachtsgeldes nach § 20 TVöD bzw. § 20 TV-L geregelt. Jede beschäftigte Person hat dabei Anspruch auf die Jahressonderzahlung, ein Begriff, der sowohl für Urlaubs- als auch Weihnachtsgeld verwendet wird. Die Höhe der Beträge wird unter anderem nach Kriterien wie Entgeltgruppen, Stufen, Beschäftigungsdauer etc. berechnet.
Ja. Gemäß Diskriminierungsverbot haben Arbeitnehmerinnen auch Anspruch auf die Jahressonderzahlung während sie sich im Mutterschutz befinden, sofern Weihnachtsgeld vom Arbeitgeber im Vertrag zugesichert wurde. Die Weihnachtsgratifikation darf also weder gestrichen noch gekürzt werden. Zu diesem Ergebnis kam der Europäische Gerichtshof (EuGH) bereits in einem Urteil aus dem Jahr 1999.
Sofern vertraglich vorgesehen, haben auch Angestellte in Elternzeit Anspruch auf Weihnachtsgeld. Wie viel Geld ihnen zusteht, kommt dabei auf den Charakter der Sonderzahlung an. Dient es als Entlohnung für die erbrachte Arbeitsleistung, kann sie anteilig vom Arbeitgeber gekürzt werden.
Wird Weihnachtsgeld als Belohnung für Betriebstreue gezahlt, haben Angestellte in Elternzeit auch Anspruch auf die volle Höhe. Für Arbeitgeber ist daher besonders wichtig, im Vertrag festzulegen, ob eine Gratifikation Belohnungs- oder Entgeltcharakter hat.
Es kommt darauf an. Eine kritische wirtschaftliche Lage ist als Grund in der Regel nicht ausreichend, um das Weihnachtsgeld für die Mitarbeitenden zu streichen. Sie können im Arbeitsvertrag allerdings einen Widerrufsvorbehalt festlegen, der präzise formuliert sein muss und sachliche Gründe nennt, die den Widerruf legitimieren. In diesem Fall müssen Arbeitgeber ihre Beschäftigten auch nicht informieren, sollte das Weihnachtsgeld ausgesetzt werden.
Nein. Auf Weihnachtsgeld müssen sowohl Lohnsteuer als auch Sozialabgaben entrichtet werden. Ähnlich wie Urlaubsgeld und Abfindungen zählt die Sonderzahlung zu Weihnachten steuerrechtlich zu den “sonstigen Bezügen”. Darunter versteht man Einmalzahlungen oder Arbeitslohnzahlungen, die nicht regelmäßig anfallen.
Die Lohnsteuer, die vom Weihnachtsgeld-Brutto abgezogen wird, richtet sich nach der Jahreslohnsteuertabelle. Als Erstes ermittelt der Arbeitgeber den wahrscheinlichen Jahresarbeitslohn und die zu zahlende Jahreslohnsteuer. Im zweiten Schritt wird die Jahreslohnsteuer nochmals für den Jahresarbeitslohn unter der Einberechnung des Weihnachtsgelds ermittelt. Die Differenz zwischen den beiden Werten ist die Höhe Lohnsteuer, die der Arbeitgeber für das Weihnachtsgeld einbehalten muss.
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Als Alternative zum Weihnachtsgeld konnten Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden im vergangenen Jahr auch eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie bis zu 3.000 € zahlen (§ 3 Nr. 11c EStG). Die Vergütung kann noch bis Ende 2024 gewährt werden. Bei der Zahlung handelt es sich um einen steuerlichen Freibetrag, der auch in mehreren Teilbeträgen ausgezahlt werden kann.
Laut Bundesregierung genügt es, “wenn der Arbeitgeber bei Gewährung der Prämie deutlich macht, dass diese im Zusammenhang mit der Preissteigerung steht – zum Beispiel durch entsprechenden Hinweis auf dem Überweisungsträger im Rahmen der Lohnabrechnung.”
